Mondsüchtigkeit heißt auf lateinisch Somnambulismus. Man sagt auch Schlafwandeln oder Nachtwandeln.

Die Mondsüchtigkeit ist eine Form des Dämmerzustandes, ein schlafähnlicher Zustand, in dem die Betroffenen ähnlich handeln wie ein Wachender, nachts das Bett verlassen, schlafend umhergehen und komplizierte Handlungen verrichten, für die beim Erwachen die Erinnerung verschwunden ist.

Schlafwandeln ist keine Schlafstörung, sondern eine Störung, die durch teilweises Erwachen aus dem Schlaf charakterisiert wird. Bei normalen Schläfern verursachen kleine Geräusche oder Bewegungen in der Nacht ein kurzes Aufwachen und eine schnelle Rückkehr zum Schlaf. Bei Menschen, die Schlafwandeln, können solche Störungen den Schlafenden in einen Zustand zwischen Wachsein und Schlafen befördern. Die Person kann nicht mehr einschlafen, ist aber nur teilweise wach und bemüht sich, seine oder ihre Umgebung zu begreifen. Der Schlafwandler wird dadurch verwirrt und versucht, komplexe, jedoch manchmal unsinnige, Tätigkeiten auszuführen.
Es gibt keinen magischen Schalter zwischen Wachsein und Schlafen. Schlafwandler sind zwar wach genug, um teilweise sehr komplexe motorische Verhaltensweisen auszuüben, sie sind sich dieser Aktionen jedoch nicht bewusst und können sich am nächsten Tag auch nicht daran erinnern. Die meisten von uns sind schon einmal mitten in der Nacht ans Telefon gegangen haben mit dem Anrufer ausgiebig telefoniert, konnten sich aber am nächsten Morgen nicht mehr daran erinnern. In jedem von uns steckt also ein kleines Stück Schlafwandler. Schlafwandeln ist sehr verbreitet. 30 Prozent der gesunden Kinder schlafwandeln, 5 Prozent von ihnen häufig. Ein bis drei Prozent der Erwachsenen schlafwandeln ebenfalls. Das Verhalten von Schlafwandlern ist unterschiedlich: Manche gehen in die Küche und machen sich ein Brot, andere stapfen barfuß durch den Schnee und wieder andere versuchen sogar, Auto zu fahren. Denken Sie daran, dass dies alles normale Phänomene sind und keine Hinweise auf ernste psychologische Störungen darstellen. Wann sollten Schlafwandler sich medizinischen Rat einholen? Wahrscheinlich dann, wenn ihre nächtlichen Ausflüge den Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung Sorgen bereiten oder sogar Angst machen, oder wenn der Schlafwandler selbst sich in Gefahr begibt, erklären Experten. Ein guter Schlafexperte oder Hausarzt kann Medikamente oder andere Therapien verschreiben, mit deren Hilfe man die Häufigkeit des Schlafwandelns reduzieren oder aber das nächtliche Aufstehen vollkommen abstellen kann. Wenn das Schlafwandeln bei Ihnen nicht so schlimm oder nicht häufig ist, lesen Sie weiter. Die folgenden Tipps könnten Ihnen helfen:

  • Halten Sie sich an einen regelmäßigen Schlaf-Wach Rhythmus. Wenn Sie sehr müde sind, wenn Sie zu Bett gehen, kann es eher passieren, dass Sie schlafwandeln. Wenn Sie regelmäßig zur gleichen Zeit zu Bett gehen und jeden Morgen um die gleiche Zeit aufstehen, kann das Ihrem Problem sehr helfen. Kinder, die übermüdet sind, schlafwandeln oft.
  • Machen Sie die Umgebung sicher. Eine wichtige Richtlinie ist, darauf zu achten, dass keine gefährlichen Gegenstände im Weg liegen, wodurch sich der Schlafwandler verletzen könnte. Das bedeutet sicherzustellen, dass die Person keine Möglichkeit hat, aus dem Fenster zu springen. Wenn ein kleines Kind schlafwandelt, sollten Sie vielleicht Treppen durch ein Gitter sichern und Sicherheitsschlösser an den Fenstern anbringen. Es gibt Vorrichtungen, die es erlauben, das Fenster einen Spalt zu öffnen, aber verhindern, dass jemand herausspringen kann. Achten Sie darauf, dass keine Messer herumliegen. Lassen Sie ein Kind, das schlafwandelt, nicht auf dem oberen Bett eines Etagenbetts schlafen. Manche Schlafwandler sind schlimmer als andere. Welche Vorsichtsmaßnahmen Sie ergreifen müssen, liegt also an den Gewohnheiten des Schlafwandlers. Andere Tipsp zur Sicherheit sind, Schlösser an Türen höher anzubringen, den Boden und die Treppen freizuhalten, damit der Schlafwandler nicht über herumliegende Gegenstände stolpert, sowie Tische, Nachtische oder andere Möbel wegzustellen, wenn Sie den Weg zur Tür behindern.
  • Trinken Sie keinen Alkohol. Alkohol unterbricht den Schlaf und macht ihn leichter als normal. Bei Jugendlichen und Erwachsenen kann dies Schlafwandeln auslösen.
  • Entleeren Sie die Blase vor dem Schlafengehen. Da Schlafwandeln meist durch ein teilweises Erwachen ausgelöst wird, sollte man versuchen, alle möglichen Störungsquellen von vornherein auszuschalten. Eine volle Blase steht ganz oben auf der Störungsliste. Manche Leute sind der Meinung, dass eine volle Blase bei anfälligen Person Schlafwandeln auslösen kann. Es ist ebenfalls ratsam, abends nicht mehr so viel zu trinken.
  • Behandeln Sie den Husten. Fieber, Husten und Niesen können Schlafwandeln verursachen, indem sie die Person teilweise aus dem Schlaf reißen. Wenn Sie Ihre Symptome vor dem Schlafengehen mit rezeptfreien Medikamenten behandeln, können Sie vielleicht verhindern, dass Sie nachts umherspazieren.
  • Überprüfen Sie Ihre Medikamente. Bestimmte Medikamente, wie z.B. Lithium und Benzodiazepin oder andere Schlafmittel können bei Menschen, die sich oft nachts herumwälzen, Schlafwandeln auslösen kann. Wenn Sie vermuten, dass Ihr Medikament für Ihre nächtlichen Ausflüge verantwortlich ist, sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen.
  • Lernen Sie Selbsthypnose. Hypnose kann bei milden Fällen von Schlafwandeln helfen. Keine richtige Hypnotherapie, aber Selbsthypnose oder Entspannung, die man in ein bis zwei Sitzungen bei einem erfahrenen medizinischen Hypnotherapeuten lernen kann.
  • Bringen Sie den Schläfer ins Bett zurück. Wenn Sie bemerken, dass jemand in Ihrem Haushalt nachts umherwandert, nehmen Sie die Person beim Ellenbogen und führen Sie sie langsam ins Bett zurück. Flüstern Sie gleichzeitig dem Schläfer etwas beruhigendes ins Ohr. Meisten lassen sich Schlafwandler leicht wieder ins Bett zurückführen und schlafen wieder friedlich ein.
  • Berühren Sie den Schläfer nicht, wenn er oder sie aufgeregt ist. Wenn ein Schlafwandler aufgeregt ist, sollten Sie nicht versuchen, sie oder ihn ins Bett zurückzuführen. Wenn Sie einen aufgeregten Schlafwandler berühren, reagiert dieser meist gewalttätig, und Sie könnten verletzt werden.
  • Machen Sie dem Schlafwandler Platz. Wenn Sie den Nachtwandler nicht ins Bett zurückbekommen, machen Sie Platz und lassen Sie ihn tun, was er tun muss. Wenn Gefahr droht, stellen Sie Gegenstände aus dem Weg oder leiten Sie den Schläfer um. Wenn der Schläfer aufgeregt ist und fast die Treppe hinunterfällt, sollten Sie das natürlich verhindern. Wenn die Person sich an der Wand entlang tastet und aufgeregt spricht, können Sie auch versuchen, leise mit ihr zu sprechen, um die Person zu beruhigen.
  • Seien Sie leise. Jede nächtliche Störung kann den Schlafwandler in einen halbwachen Zustand versetzen. Sorgen Sie dafür, dass es im Haus so ruhig wie möglich ist und schalten Sie unnötige Geräusche ab. Wenn Ihr Haus oder Ihre Wohnung sehr laut ist, z.B. weil Sie in der Nähe eines Flughafens oder Bahnhofs leben, können Ohrstöpsel Erleichterung bringen.
  • Machen Sie Glöckchen an die Schlafzimmertür. Es ist mit Sicherheit gefährlich, ein kleines Kind unbeaufsichtigt durch das Haus laufen zu lassen (besonders, wenn es im Haus Treppen gibt). Ein Rat ist, Glöckchen an die Schlafzimmertür zu hängen, die dann klingeln, wenn die Tür geöffnet wird, damit Sie wissen, dass der Schlafwandler aufgestanden ist.
  • Sitzen Sie es aus. Es hilft zu wissen, dass Schlafwandeln, besonders bei Kindern, mit der Zeit abklingt und kein Hinweis auf ernste psychologische Probleme ist. Suchen Sie einen Arzt auf, wenn die nächtlichen Episoden sehr beunruhigend sind oder eine Gefahr für den Schlafwandler oder andere Mitglieder des Haushalts darstellen.

Anatomie eines Schlafwandlers

Obwohl fast jeder in seinem Leben schon einmal ein Schlafwandelerlebnis hatte, sind manche Personen anfälliger für häufige nächtliche Spaziergänge. Wodurch wird man anfällig fürs Schlafwandeln? Schlafforscher glauben, dass die Familiengeschichte eine Rolle spielt. Viele veröffentlichte Studien zeigen, dass Kinder, die Schlafwandeln, oft aus Familien stammen, in denen es auch andere Schlafwandler gibt. Ein Studie ergab sogar, dass eineiige Zwillinge mit größerer Wahrscheinlichkeit die gleiche Tendenz zum Schlafwandeln haben als zweieiige Zwillinge, woraus man schloss, dass vielleicht bestimmte Gene dafür verantwortlich seien.

Atemlähmung oder Atemstillstand im Schlaf, eine ernste Schlafstörung, die oft mit Herz-Kreislauf-Krankheiten zusammenhängt, bewirkt zumindest bei Kindern vermehrtes Schlafwandeln. Bei dieser Krankheit hat die Person Pausen bei der Atmung, die einen Sauerstoffmangel auslösen können. Die Atemschwierigkeiten können den Schläfer in einen halbwachen Zustand versetzen und so Schlafwandeln auslösen.

Studien haben gezeigt, dass Kinder mit Migräne häufiger schlafwandeln als Kinder, die keine Migräne haben. Das kann daran liegen, dass der Schlaf bei Kindern mit Migräne öfter unterbrochen wird.
Schlafwandeln stellt nur eine Seite des Spektrums der Durchschlafprobleme dar. Es ist eine andere Ausdrucksform der gleichen biologischen Faktoren, die auch für Sprechen im Schlaf, verwirrtes partielles Erwachen, ohne wach zu sein sowie für nächtliches Aufschrecken, bei dem der Schläfer entsetzt und manchmal schreiend aus dem Bett stürzt, verantwortlich sind. Es ist jedoch ein anderes Phänomen als Alpträume, die in der REM-Phase (Rapid-Eye-Movement, schnelle Augenbewegungen) des Schlafs vorkommen. Während der Schläfer sich meist am nächsten Morgen an den Alptraum erinnern kann, weiß ein Schlafwandler meist am nächsten Morgen nichts mehr von seinem Ausflug.

Sollte man Schlafwandler wecken?

Früher hieß es, es sei gefährlich, einen Schlafwandler zu wecken. Steckt in diesem Ammenmärchen doch ein Stückchen Wahrheit? Zunächst einmal kann es sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich sein, einen Schlafwandler zu wecken. Diese Geschichte entstand aus einem Mythos der primitiven Kulturen, die dachten, dass die Seele den Körper im Schlaf verlässt. Wenn man den Schlafenden weckte, dann war der Körper ohne Seele.

Der beste Rat ist, den Schlafwandler einfach ins Bett zurückzuführen

Der obige Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose.

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