Bei einer Hyperventilation (von altgriechisch hypér, deutsch 'über‘ und lateinisch ventilare 'fächeln‘) handelt es sich um eine gesteigerte Belüftung der Lungen.

Therapie mit Hausmitteln

Atemnot, Schwindel, verschwommenes Sehen, Taubheit, Herzklopfen, Schmerzen in der Brust. Hört sich schlimm an. Was ist das?
In den meisten Fällen sind diese beängstigenden Symptome Teil eines nicht lebensbedrohenden Zustands, den man Hyperventilation nennt.
Das Problem bei Hyperventilation ist, dass sie durch Angstzustände und bestimmte Atemgewohnheiten ausgelöst wird und dann, nachdem die erschreckenden Symptome einsetzen, durch die dadurch ausgelöste Panik noch verschlimmert wird. Bei beginnenden Angstzuständen schüttet der Körper große Mengen Adrenalin aus. Ihr Körper reagiert darauf instinktiv mit einer "Kampf oder Flucht"-Reaktion, einem Abwehrmechanismus, den wir Menschen mit den Tieren gemeinsam haben. Das Herz schlägt schneller und das Blut wird in die großen Muskeln gepumpt, um unsere "Flucht" zu erleichtern.

Hyperventilation entsteht als eine Folge zu starken Atmens. Wenn man Angst oder Panik hat, atmet man oft zu viel Kohlendioxyd aus. Wenn der Kohlendioxydgehalt im Blut absinkt, ziehen sich die Blutgefäße im Gehirn und an anderen Stellen des Körpers zusammen. Aufgrund der "Kampf oder Flucht"-Reaktion ist die Blutzufuhr zum Gehirn sowieso schon eingeschränkt. Diese kumulative Verringerung der Blutzufuhr zum Gehirn führt zu Schwindel, Kribbeln und/oder Taubheit. In manchen Fällen hyperventilieren Leute so lange, bis sie ohnmächtig werden. Bevor das passiert, probieren Sie lieber diese Tipps:

  • Atmen Sie in eine Papiertüte. Die Theorie, die dahintersteckt ist die, dass Kohlendioxyd sich in der Tüte sammelt und Sie es wieder atmen. Dadurch wird eine normale Kohlendioxydkonzentration im Blut wiederhergestellt.
  • Probieren Sie das nicht mit einer Plastiktüte. Das mag für Sie zwar selbstverständlich sein, es könnte aber jemanden geben, der das versucht. Es funktioniert nicht, und es wird Ihnen nach einem solchen Versuch noch schlechter gehen. Wenn Sie in eine Plastiktüte atmen, können Sie ersticken.
  • Suchen Sie Bestätigung, Während eines Anfalls von Hyperventilation ist es schwer zu glauben, dass man nicht unter einer schlimmen Krankheit leidet. Dies von jemand anderem zu hören kann hilfreich sein. Was die Behandlung betrifft, ist die Bestätigung, dass die Symptome durch Angstzustände ausgelöst werden, und man sich diese nicht einbildet, das Wichtigste.
  • Finden Sie einen Freund. Wenn möglich sollten Sie eine Hyperventilation nicht alleine durchstehen. Manchmal kann ein Freund mit Ihnen reden und Sie dazu bringen, statt schnell und flach langsamer und tiefer zu atmen. In manchen Fällen genügt das schon.
  • Konzentrieren Sie sich auf etwas anderes. Wenn Sie sich zwingen, an etwas anderes als an Ihre Panik zu denken, können Sie sich selbst vielleicht soweit täuschen, dass Sie sich ruhig fühlen. Stellen Sie sich einen tropischen Strand, eine verschneite Bergspitze oder eine andere beruhigende Szene vor.
  • Treiben Sie regelmäßig Sport. Sport steigert das Selbstbewusstsein und hilft dem Körper, natürliche Beruhigungsmittel, die sogenannten Endorphine, herzustellen. Weniger Stress bedeutet meist auch weniger Hyperventilation.
  • Lernen Sie Ihren Körper kennen. Durch Biofeedback können Sie mehr darüber lernen, wie Ihr Körper mit Stress umgeht.
  • Beurteilen Sie Ihre Stressfaktoren. Setzen Sie sich hin und schreiben Sie alle Stressquellen auf, und schauen Sie sich das Ergebnis gut an. Finden Sie heraus, welche Dinge Sie streichen oder ändern können. Finden Sie Mittel und Wege, wie Sie mit den Stressfaktoren, die Sie nicht ändern können, besser leben können.
  • Bleiben Sie im Rythmus. Wenn Sie zu regelmäßigen Zeiten essen und schlafen, können Sie wahrscheinlich Ihr Stressniveau reduzieren, wodurch Sie wahrscheinlich auch weniger hyperventilieren.
  • Reduzieren Sie die Reizstoffe. Trinken Sie viel Kaffee? Welche Medikamente nehmen Sie? Koffein, Diättabletten, große Dosen Aspirin und Dekongestionsmittel können Angstzustände und Hyperventilation verschlimmern.
  • Nehmen Sie eine Tablette. Bei manchen Menschen helfen rezeptfreie Antihistamine wie Benadryl, die Symptome zu lindern. Manche Antihistamine haben eine beruhigende Wirkung, und können bei Angstzuständen helfen. Lesen Sie die Packungsbeilage. Dies kann Ihnen zwar kurzfristig helfen, Sie sollten aber dennoch die Ursachen Ihrer Angstzustände herausfinden und daran arbeiten.
  • Trinken Sie ein Glas Milch. Ein Glas Milch zu trinken hat auch einen beruhigenden Effekt.

Machen Sie dies nicht freiwillig

Freiwillige Hyperventilation wird häufig von manchen Tauchern ausgeübt, besonders von den sogenannten "Free-Divers" oder "Apnoe-Tauchern", solchen Tauchern, die keine Sauerstoffgeräte benutzen, und auf diese Weise länger unter Wasser bleiben wollen.
Tauchlehrer raten jedoch stark davon ab. Die meisten der weltbesten "Free-Diver" hatten schon einmal oder mehrmals ein Blackout, und es hat auch schon Todesfälle gegeben.
Viele dieser Taucher atmen vor dem Tauchen mehrere Male tief aus, um absichtlich viel Kohlendioxyd aus dem Körper auszuscheiden. Da sich nun weniger Kohlendioxyd im Blut befindet, reagiert das Gehirn auch nicht auf die Notwendigkeit zu
atmen, so dass sie länger unter Wasser bleiben konnten. Sie machen Ihrem Körper nur vor, dass er genug Sauerstoff im Blut hat.

Wann Sie zum Arzt gehen sollten

Hyperventilation ist eine Krankheit gesunder Menschen. Wenn Sie nicht ganz jung aber ansonsten bei guter Gesundheit sind und glauben, dass Sie Symptome der Hyperventilation haben, sollten Sie aufhören zu raten und einen Arzt aufsuchen.

Im allgemeinen ist die Diagnose (der Hyperventilation) bei jüngeren Menschen relativ einfach, aber bei Menschen mittleren Alters und bei älteren Menschen kommen mehrere Möglichkeiten von körperlichen Krankheiten in Frage.

Menschen mit Hyperventilation haben normale Röntgenaufnahmen der Brust, und vielleicht auch normale Elektrokardiogramme (eine Methode, mit der man die elektrische Aktivität im Herzen misst, um Abnormitäten festzustellen). Wenn jedoch die typischen Symptome von Hyperventilation tatsächlich körperliche Ursachen haben, dann ist die Person in der Tat krank. Zum Beispiel ist eines der Symptome bei Angstzuständen, dass man auch im Ruhezustand Atemnot hat. Wenn man dieses Symptom hat, aber keine Hyperventilation vorliegt, ist das ein Problem. Um aufgrund einer körperlichen Krankheit im Ruhezustand Atemnot zu haben, muss man schon gut mehr als 50% seiner Lungenfunktion verloren haben, oder 30 bis 40% der Herzfunktion oder man müsste schwere Anämie haben, mit Blutbildwerten unter 50% des Normalwertes.

Der obige Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose.

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