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Atemtest bezeichnet im medizinischen Kontext ein diagnostisches Verfahren, bei dem Gase oder flüchtige Stoffe in der Ausatemluft gemessen werden, um Rückschlüsse auf Stoffwechselvorgänge, Infektionen oder die Funktion von Organen zu ziehen. Die Methode nutzt die Tatsache, dass viele im Körper produzierte Substanzen, insbesondere aus dem Verdauungstrakt, über das Blut zur Lunge gelangen und dort abgeatmet werden können.


 

Allgemeine Beschreibung

 

Atemtests sind in der Regel nicht-invasiv, schmerzfrei und relativ einfach durchzuführen. Sie gewinnen besonders in der Gastroenterologie an Bedeutung. Das Prinzip beruht oft auf dem Einsatz von Testsubstanzen (Substraten), die vom Patienten eingenommen werden.

Das gängigste Prinzip, insbesondere bei Tests auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten, ist die Messung von Wasserstoff (H2) und/oder Methan (CH4) in der Ausatemluft:

  1. Einnahme: Der Patient trinkt eine Lösung mit der zu testenden Zuckerart (z.B. Laktose, Fruktose).

  2. Stoffwechsel im Darm: Kann dieser Zucker im Dünndarm nicht ausreichend verdaut oder aufgenommen werden, gelangt er in den Dickdarm.

  3. Bakterielle Zersetzung: Dort zersetzen Bakterien den Zucker, wobei H2und CH4 als Gase entstehen.

  4. Messung: Diese Gase gelangen ins Blut, werden zur Lunge transportiert und abgeatmet, wo sie gemessen werden.


 

Anwendungsbereiche

 

Atemtests werden hauptsächlich zur Diagnose von Verdauungsstörungen und Infektionen eingesetzt.

Bereich Betroffene Dinge (Indikation) Messparameter
Gastroenterologie Laktose-Intoleranz (Milchzucker-Unverträglichkeit) Wasserstoff (H2)
Gastroenterologie Fruktose-Malabsorption (Fruchtzucker-Unverträglichkeit) Wasserstoff (H2)
Gastroenterologie Dünndarmfehlbesiedlung (Small Intestinal Bacterial Overgrowth - SIBO) Wasserstoff (H2) und Methan (CH4)
Infektiologie Helicobacter pylori-Infektion (Magenbakterium) Kohlenstoffdioxid (CO2) mit C13-Markierung

 

Spezielles: Behandlung und Heilung

 

Ein Atemtest selbst ist ein diagnostisches Instrument und keine Therapie. Die Heilung und Behandlung richtet sich nach dem durch den Test festgestellten Befund.

Behandlungsempfehlungen und Therapien (basierend auf Testergebnis):

  • Laktose- / Fruktose-Intoleranz:

    • Therapie: Diätetische Anpassung (Reduktion oder Vermeidung des unverträglichen Zuckers).

    • Empfehlung: Einnahme von Enzympräparaten (z.B. Laktase-Tabletten), die das fehlende Verdauungsenzym ersetzen.

    • Heilung: Meist keine Heilung der primären Ursache (z.B. angeborener Enzymmangel), aber die Symptomfreiheit durch Diät ist das Therapieziel.

  • Helicobacter pylori-Infektion (C13-Harnstoff-Atemtest):

    • Therapie: Eradikationstherapie (Kombination aus zwei Antibiotika und einem Protonenpumpenhemmer über 7-14 Tage).

    • Heilung: Nach erfolgreicher Therapie ist die Infektion geheilt und das Risiko für Magen-Darm-Geschwüre sinkt.

  • Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO):

    • Therapie: Antibiotika (z.B. Rifaximin), die primär im Darm wirken, gefolgt von Probiotika und einer speziellen Diät (z.B. Low FODMAP Diät).

    • Heilung: Das Ziel ist die Reduktion der Bakterienpopulation im Dünndarm, um die normale Verdauung wiederherzustellen.


 

Bekannte Beispiele

 

  • C13-Harnstoff-Atemtest: Der Patient trinkt eine Lösung mit C13-markiertem Harnstoff. Wenn H. pylori im Magen vorhanden ist, spaltet es den Harnstoff, und das markierte CO2 wird abgeatmet und im Atem nachgewiesen.

  • Atemalkoholtest: Der bekannteste Atemtest im nicht-medizinischen Bereich, der die Blutalkoholkonzentration über die Messung des Ethanol-Dampfes in der Atemluft abschätzt.

  • Methan-Test (CH4): Die Messung von Methan in der Ausatemluft weist auf spezifische Bakterienarten im Darm hin und korreliert oft mit Symptomen wie Verstopfung und einem geringeren Therapieerfolg bei SIBO.


 

Risiken und Herausforderungen

 

  • Falsch-Negative Ergebnisse: Die Einnahme von Antibiotika, Abführmitteln oder die falsche Vorbereitung (z.B. nicht nüchtern sein) kann die Bakterienpopulation vorübergehend senken und zu einem fälschlicherweise negativen Testergebnis führen.

  • Falsch-Positive Ergebnisse: Eine zeitgleiche bakterielle Überwucherung im Mund- und Rachenraum kann ebenfalls H2-Gas produzieren und die Ergebnisse verfälschen.

  • Unspezifische Symptome: Der Test liefert nur eine Diagnose, aber die Schwere der Symptome (z.B. Blähungen) kann stark variieren und ist nicht direkt vom H2-Wert ableitbar.

  • Zeitaufwand: Viele Atemtests, insbesondere SIBO-Tests, erfordern die Abgabe von Atemproben über einen Zeitraum von bis zu drei Stunden, was für den Patienten zeitaufwendig ist.


 

Ähnliche Begriffe

 

  • Endoskopie: Ein invasives Verfahren, bei dem mit einer Kamera Magen und Darm untersucht werden (Alternative zur Helicobacter-Diagnostik).

  • Bluttest auf Nahrungsmittelintoleranz: Messung von Antikörpern im Blut, die jedoch bei Intoleranzen (wie Laktose) oft keine gesicherte Diagnose liefern.

  • Biopsie: Gewebeentnahme aus dem Magen zur direkten Suche nach H. pylori (Alternative zum Atemtest).


 

Empfehlungen

 

  1. Strikte Vorbereitung: Patienten müssen die Anweisungen zur Vorbereitung (Nüchternheit, Verzicht auf bestimmte Lebensmittel, keine Antibiotika-Einnahme) strikt befolgen, um die Zuverlässigkeit des Atemtests zu gewährleisten.

  2. Kombinierte Interpretation: Die Ergebnisse des Atemtests sollten immer in Verbindung mit den klinischen Symptomen des Patienten interpretiert werden. Ein positiver Test ohne Symptome erfordert oft keine Behandlung.

  3. Methan-Messung: Bei Verdacht auf SIBO sollte idealerweise ein Test durchgeführt werden, der sowohl Wasserstoff (H2) als auch Methan (CH4) misst, da dies für die Auswahl der Therapie relevant ist.


 

Zusammenfassung

 

Ein Atemtest ist ein nicht-invasives diagnostisches Verfahren, das Gase in der Ausatemluft misst, um Rückschlüsse auf Verdauungsstörungen (z.B. Laktose-Intoleranz durch H2-Messung) oder Infektionen (z.B. H. pylori) zu ziehen. Die Behandlung und Heilung richtet sich nach dem Befund: Diätanpassung und Enzymsubstitution bei Intoleranzen oder Antibiotika bei bakteriellen Infektionen. Die Tests sind sensitiv gegenüber der Vorbereitung des Patienten, die strikt eingehalten werden muss, um falsche Ergebnisse zu vermeiden.

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