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Eine Resektion bezeichnet in der Medizin die operative Entfernung von Gewebe oder Organteilen, meist zur Behandlung von Tumoren, Infektionen oder strukturellen Schäden. Der Eingriff kann minimalinvasiv oder offen-chirurgisch erfolgen und ist ein zentrales Verfahren in der Onkologie, Traumatologie und anderen chirurgischen Disziplinen. Die Wahl des Verfahrens hängt von der Lokalisation, Größe und Art der Läsion sowie dem Allgemeinzustand des Patienten ab.
Allgemeine Beschreibung
Die Resektion ist ein chirurgischer Standardprozess, bei dem krankhaft verändertes Gewebe gezielt entfernt wird, um die Funktion des betroffenen Organs zu erhalten oder zu verbessern. Der Begriff leitet sich vom lateinischen resecare („abschneiden") ab und umfasst sowohl partielle als auch totale Entnahmen. In der Onkologie dient die Resektion primär der Tumorentfernung (z. B. bei Karzinomen oder Sarkomen), wobei ein Sicherheitsabstand („R0-Resektion") angestrebt wird, um mikroskopische Resttumoren zu vermeiden. Dieser Sicherheitsabstand wird gemäß den Leitlinien der Union for International Cancer Control (UICC) definiert und beträgt je nach Tumortyp 1–2 cm gesundes Gewebe.
Technisch unterscheidet man zwischen kurativen Resektionen (Heilungsabsicht) und palliativen Resektionen (Symptomlinderung bei fortgeschrittenen Erkrankungen). Moderne Verfahren wie die laparoskopische oder robotergestützte Resektion ermöglichen präzisere Schnitte und schnellere Rekonvaleszenz. Die Planung erfolgt interdisziplinär unter Einbeziehung von Radiologie (z. B. MRT/CT zur Lokalisation), Pathologie (Gewebeanalyse) und Anästhesie. Postoperativ ist oft eine histopathologische Untersuchung des Resektats obligatorisch, um die Vollständigkeit der Entfernung (R-Klassifikation) zu bestätigen.
Komplikationen wie Nachblutungen, Infektionen oder Funktionsverluste (z. B. nach Leberresektion) erfordern eine sorgfältige Risikoabwägung. Bei Organen mit Regenerationsfähigkeit (z. B. Leber) kann eine Teilresektion ausreichen, während bei nicht regenerierbarem Gewebe (z. B. Lunge) oft eine Lobektomie oder Pneumonektomie durchgeführt wird. Die World Health Organization (WHO) klassifiziert Resektionen nach Dringlichkeit (elektiv vs. notfallmäßig) und Ausmaß (z. B. Keilresektion vs. anatomische Resektion).
Technische Details
Die Durchführung einer Resektion erfordert spezifische Instrumente und Techniken, die je nach Zielgewebe variieren. In der Abdominalchirurgie kommen häufig Ultraschallmesser (z. B. Harmonic Scalpel®) oder bipolare Koagulationssysteme zum Einsatz, um Blutungen zu minimieren. Bei Knochenresektionen (z. B. bei Osteosarkomen) werden oszillierende Sägen mit Kühlung verwendet, um Nekrosen durch Hitzeentwicklung zu vermeiden. Die American College of Surgeons (ACS) empfiehlt für onkologische Resektionen die Markierung des Tumorbetts mit Clips zur späteren Strahlentherapie-Planung.
Ein kritischer Parameter ist die Ischämiezeit – die Dauer der Unterbrechung der Blutzufuhr während des Eingriffs. Bei Leberresektionen wird diese durch das Pringle-Maneuver (Abklemmen der Lebergefäße) auf maximal 20–30 Minuten begrenzt, um Ischämie-Reperfusionsschäden zu verhindern. In der Neurochirurgie werden intraoperative Monitoring-Systeme (z. B. Motor Evoked Potentials) eingesetzt, um funktionell kritische Areale zu schonen. Die European Society for Medical Oncology (ESMO) betont die Bedeutung der lymphadenectomy (Lymphknotenentfernung) bei malignen Tumoren zur Stadieneinteilung.
Anwendungsbereiche
- Onkologie: Entfernung primärer Tumoren (z. B. Mamma-, Kolon- oder Lungenkarzinome) oder Metastasen (z. B. Lebermetastasen bei kolorektalen Karzinomen). Die Resektion ist oft Teil multimodaler Therapiekonzepte mit Chemo- oder Strahlentherapie.
- Traumatologie: Debridement (Abtragung) nekrotischen Gewebes nach Unfällen oder Verbrennungen, um Infektionen zu verhindern und die Wundheilung zu fördern.
- Infektiologie: Resektion von Abszessen (z. B. Leberabszess) oder infiziertem Knochengewebe bei Osteomyelitis, kombiniert mit antibiotischer Therapie.
- Gefäßchirurgie: Entfernung von Aneurysmen (z. B. Bauchaortenaneurysma) oder thrombotischem Material bei arteriellen Verschlüssen.
- Transplantationsmedizin: Entnahme von Spenderorganen (z. B. Nierenresektion für Lebendspenden) unter sterilen Bedingungen.
Bekannte Beispiele
- Whipple-Operation (Pankreatikoduodenektomie): Resektion des Pankreaskopfs, Duodenums und Teile des Magens bei Pankreaskarzinomen oder chronischer Pankreatitis. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt laut SEER-Datenbank (NIH) bei ~20–25%.
- Hemikolektomie: Entfernung einer Kolonhälfte bei kolorektalen Karzinomen, oft mit Anastomosierung der verbleibenden Darmabschnitte.
- Lobektomie der Lunge: Standardverfahren bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC), wobei ein entire Lungenlappen entfernt wird.
- Mastektomie: Vollständige oder teilweise Entfernung der Brustdrüse bei Mammakarzinomen, ggf. mit rekonstruktiver Chirurgie.
- Amputation: Extremitätenresektion bei irreversiblen Durchblutungsstörungen (z. B. diabetischer Fuß) oder malignen Knochentumoren.
Risiken und Herausforderungen
- Intraoperative Komplikationen: Massive Blutungen (z. B. bei Leberresektionen mit bis zu 1–2 l Blutverlust), Verletzung benachbarter Strukturen (Nerven, Gefäße) oder anaphylaktische Reaktionen auf Narkosemittel.
- Postoperative Infektionen: Wundinfektionen (SSI, Surgical Site Infections) oder Sepsis, besonders bei immunsupprimierten Patienten. Die CDC berichtet eine SSI-Rate von 2–5% nach abdominalen Resektionen.
- Funktionsverlust: Nach Resektion endokriner Organe (z. B. Schilddrüse) kann eine lebenslange Hormonsubstitution nötig sein. Bei Darmresektionen drohen Malabsorption oder Short-Bowel-Syndrom.
- Tumorrezidiv: Unvollständige Resektion („R1/R2-Situation") oder mikroskopische Resttumoren erhöhen das Rezidivrisiko. Studien im Journal of Clinical Oncology zeigen Rezidivraten von 30–40% bei R1-Resektionen.
- Psychosoziale Belastung: Körperbildstörungen (z. B. nach Mastektomie) oder chronische Schmerzen (Post-Mastectomy Pain Syndrome) erfordern oft multidisziplinäre Nachsorge.
Ähnliche Begriffe
- Exzision: Oberbegriff für die operative Entfernung von Gewebe, unabhängig von der Größe oder Tiefe. Eine Resektion ist eine spezifische Form der Exzision mit Fokus auf Organteile oder pathologische Läsionen.
- Ablation: Zerstörung von Gewebe durch Hitze (z. B. Radiofrequenzablation), Kälte (Kryoablation) oder Laser, ohne chirurgische Entfernung. Wird oft bei nicht resezierbaren Tumoren eingesetzt.
- Enukleation: Ausschälung einer umschriebenen Läsion (z. B. Adenom) unter Schonung des umliegenden Gewebes, typisch in der Urologie (Prostatektomie) oder Endokrinologie.
- Dekortikation: Entfernung der äußeren Schicht eines Organs (z. B. Lungendekortikation bei Pleuraempyem), ohne tiefe Gewebeentnahme.
- Transplantation: Übertragung von Organen oder Gewebe auf einen Empfänger, während eine Resektion die Entnahme (ggf. für Transplantate) beschreibt.
Zusammenfassung
Die Resektion ist ein fundamentales chirurgisches Verfahren mit breitem Anwendungsspektrum, von der Krebsbehandlung bis zur Traumaversorgung. Ihr Erfolg hängt von präziser Planung, interdisziplinärer Zusammenarbeit und der Einhaltung onkologischer oder funktioneller Prinzipien ab. Moderne Techniken wie minimalinvasive Chirurgie oder intraoperatives Imaging haben die Sicherheit und Effizienz deutlich verbessert, während Risiken wie Infektionen oder Funktionsverluste durch standardisierte Protokolle minimiert werden. Als kurativer oder palliativer Ansatz bleibt die Resektion ein Eckpfeiler der operativen Medizin, dessen Indikationen und Grenzen kontinuierlich durch klinische Studien evaluiert werden.
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