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Thyroxin (auch bekannt als T4 oder Tetraiodthyronin) ist im medizinischen Kontext das wichtigste von der Schilddrüse produzierte Speicherhormon. Es ist entscheidend für die Regulierung des Stoffwechsels, des Wachstums, der Entwicklung und des Energiehaushalts nahezu aller Zellen des Körpers. Thyroxin wird in der Schilddrüse unter Verwendung von Jod gebildet. Es selbst ist relativ inaktiv und wird in den Zielorganen bei Bedarf in das aktivere Hormon Triiodthyronin (T3) umgewandelt.
Allgemeine Beschreibung
Thyroxin ist ein Aminosäurederivat und gehört zur Gruppe der Schilddrüsenhormone. Die Produktion wird von der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) gesteuert, die das Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH) freisetzt.
Der Regelkreis sieht vereinfacht so aus: Hypophyse (TSH) -> Schilddrüse (T4) -> Zielorgane (Umwandlung T4 in T3).
Wichtige Funktionen von Thyroxin:
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Stoffwechselaktivierung: Erhöht den Grundumsatz, die Wärmeproduktion und den Sauerstoffverbrauch.
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Wachstum und Entwicklung: Unverzichtbar für die normale Entwicklung des Gehirns und des Skeletts in der Kindheit.
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Herz-Kreislauf-System: Steigert die Herzfrequenz und die Kontraktionskraft des Herzens.
Anwendungsbereiche
Die medizinische Relevanz von Thyroxin liegt fast ausschließlich in der Ersatztherapie (Substitution) bei einem Mangel des körpereigenen Hormons.
| Bereich | Betroffene Dinge (Indikation) | Hormoneller Zustand |
| Endokrinologie | Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) | Absoluter Mangel an T4-Produktion. |
| Pädiatrie | Angeborene Hypothyreose | Unzureichende Schilddrüsenentwicklung bei Neugeborenen (Vorsorge-Screening). |
| Post-Thyreoidektomie | Zustand nach Entfernung der Schilddrüse | Notwendigkeit des lebenslangen Hormonersatzes. |
| Struma-Therapie | Vergrößerte Schilddrüse (Kropf) | Suppression der TSH-Ausschüttung, um das Wachstum des Gewebes zu hemmen. |
Spezielles: Behandlung und Heilung
Thyroxin wird als Medikament (synthetisch hergestelltes L-Thyroxin) eingesetzt. Die Behandlung eines Thyroxinmangels (Hypothyreose) erfolgt durch diese lebenslange Substitutionstherapie.
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Substitutionstherapie: Bei Hypothyreose wird die Dosis von L-Thyroxin individuell angepasst, bis die TSH-Werte wieder im Normalbereich liegen (Euthyreose). Das Ziel ist die vollständige Wiederherstellung der normalen Stoffwechselfunktion.
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Heilung: Die primäre Hypothyreose (z.B. durch Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis) ist in den meisten Fällen nicht heilbar, da die Schilddrüse irreversibel geschädigt ist. Die Therapie mit L-Thyroxin ersetzt lediglich das fehlende Hormon und muss dauerhaft erfolgen.
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Ausnahme: Bei einer vorübergehenden Hypothyreose (z.B. nach einer akuten Schilddrüsenentzündung) kann die Substitutionstherapie nach einigen Monaten wieder beendet werden, sobald die Drüse ihre Funktion wieder aufgenommen hat (Heilung der akuten Entzündung).
Die Überwachung erfolgt durch regelmäßige Bluttests des TSH-Werts, der der empfindlichste Indikator für die korrekte Dosierung ist.
Bekannte Beispiele
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L-Thyroxin-Präparate: Die am häufigsten verschriebenen Medikamente zur Behandlung der Hypothyreose (z.B. Euthyrox, L-Thyroxin Henning).
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Hashimoto-Thyreoiditis: Die häufigste Ursache für Hypothyreose in Industrieländern, eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Schilddrüse zerstört.
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Kretinismus: Eine schwere, irreversible geistige und körperliche Entwicklungsstörung bei Kindern, die durch unbehandelte angeborene Hypothyreose verursacht wird. Sie wird heute durch das Neugeborenen-Screening verhindert.
Risiken und Herausforderungen
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Überdosierung (Hyperthyreose-Symptome): Eine zu hohe Dosis führt zu Symptomen der Überfunktion: Herzrasen, Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern), Gewichtsverlust, Zittern und Osteoporose.
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Unterdosierung (Hypothyreose-Symptome): Eine zu geringe Dosis führt zu Müdigkeit, Gewichtszunahme, Kälteempfindlichkeit und Depressionen.
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Interaktion mit anderen Medikamenten: Die Aufnahme von L-Thyroxin aus dem Darm wird durch viele andere Substanzen (z.B. Calcium, Eisen, Protonenpumpenhemmer) beeinträchtigt. Das Medikament muss morgens nüchtern und allein eingenommen werden.
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Schwangerschaft: Der Bedarf an L-Thyroxin steigt während der Schwangerschaft häufig an und muss engmaschig kontrolliert und angepasst werden.
Ähnliche Begriffe
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T3 (Triiodthyronin): Das biologisch aktive Schilddrüsenhormon, in das T4 im Körper umgewandelt wird.
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TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon): Das Steuerhormon der Hypophyse, das die Freisetzung von T4 reguliert.
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Hypothyreose: Der Zustand, der durch einen Mangel an Thyroxin verursacht wird (Unterfunktion).
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Hyperthyreose: Der Zustand, der durch einen Überschuss an Schilddrüsenhormonen verursacht wird (Überfunktion).
Zusammenfassung
Thyroxin (T4) ist das Hauptspeicherhormon der Schilddrüse und essenziell für den Stoffwechsel und die Entwicklung. Ein Mangel (Hypothyreose) wird durch lebenslange Substitution mit synthetischem L-Thyroxin behandelt, um die Stoffwechselfunktion wiederherzustellen. Die zugrundeliegende Erkrankung ist meist nicht heilbar. Die Therapie erfordert eine präzise Dosiseinstellung anhand des TSH-Wertes und muss nüchtern eingenommen werden, um Wechselwirkungen zu vermeiden.
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