English: Growth Hormone, Español: Hormona del crecimiento, Português: Hormônio do crescimento, Français: Hormone de croissance, Italiano: Ormone della crescita

Wachstumshormon (engl. Growth Hormone, GH), auch bekannt als Somatotropin, ist ein Peptidhormon, das in der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) produziert und freigesetzt wird. Im medizinischen Kontext ist es ein zentraler Regulator für Wachstum, Zellreproduktion und Zellregeneration. Es beeinflusst maßgeblich die Körpergröße in der Kindheit und Adoleszenz, spielt aber auch eine wichtige Rolle im Stoffwechsel (Zucker-, Fett- und Proteinstoffwechsel) und in der Aufrechterhaltung der Knochen- und Muskelmasse im Erwachsenenalter.


 

Allgemeine Beschreibung

 

Die Freisetzung des Wachstumshormons wird durch den Hypothalamus gesteuert und erfolgt pulsa-til (stoßweise), wobei die höchsten Spiegel typischerweise während der tiefen Schlafphasen erreicht werden.

Die Hauptwirkung von Wachstumshormon erfolgt nicht direkt, sondern über die Stimulierung der Leber zur Produktion von insulinähnlichen Wachstumsfaktoren (IGF-1). Es ist IGF-1, das primär die Zellteilung und das Knochenwachstum (über die Wachstumsfugen) anregt.

Zentrale Funktionen:

  1. Wachstum: Stimuliert das Längenwachstum der Knochen und das Wachstum der Organe.

  2. Stoffwechsel: Fördert den Abbau von Fettgewebe (Lipolyse) und die Proteinsynthese (Muskelaufbau).


 

Anwendungsbereiche

 

Die medizinische Anwendung und Diagnostik des Wachstumshormons konzentriert sich auf Zustände von Mangel oder Überproduktion.

Bereich Betroffene Dinge (Indikation) Hormoneller Zustand
Pädiatrie (Kinderheilkunde) Wachstumshormonmangel (hypophysärer Zwergwuchs) Absoluter Mangel an GH-Produktion.
Pädiatrie Kleinwuchs bei chronischer Niereninsuffizienz oder Turner-Syndrom Relativer Mangel oder Unempfindlichkeit der Zellen.
Endokrinologie GH-Mangel bei Erwachsenen (z.B. nach Hypophysen-Tumor) Chronischer Mangel, oft verbunden mit reduzierter Lebensqualität und Muskelverlust.
Endokrinologie (Pathologie) Akromegalie (bei Erwachsenen) oder Gigantismus (bei Kindern) Überproduktion von GH (meist durch einen Hypophysenadenom).

 

Spezielles: Behandlung und Heilung

 

Ein Wachstumshormonmangel kann durch eine Substitutionstherapie behandelt werden, während eine Überproduktion meist eine chirurgische Intervention erfordert.

Behandlungsmethoden (Therapien):

  1. Substitutionstherapie (Mangel):

    • Verabreichung von rekombinant hergestelltem menschlichem Wachstumshormon (rhGH) als tägliche Injektion unter die Haut.

    • Ziel bei Kindern: Erreichen einer normalen Erwachsenengröße.

    • Ziel bei Erwachsenen: Verbesserung der Körperzusammensetzung (Muskelaufbau, Fettreduktion) und der Lebensqualität.

    • Heilung: Die Substitution ersetzt lediglich das fehlende Hormon, beseitigt aber nicht die Ursache des Mangels. Die Behandlung ist oft langfristig.

  2. Behandlung der Überproduktion (Akromegalie/Gigantismus):

    • Chirurgie: Transsphenoidale Entfernung des Hypophysenadenoms, das die Überproduktion verursacht. Dies ist oft die Methode der Wahl zur Heilung.

    • Medikamente: Einsatz von Somatostatin-Analoga oder GH-Rezeptor-Antagonisten zur Hemmung der GH-Freisetzung oder Blockierung der Wirkung, falls die Operation nicht erfolgreich war oder nicht möglich ist.


 

Bekannte Beispiele

 

  • Laron-Syndrom: Eine seltene genetische Störung, bei der die Zellen nicht auf das Wachstumshormon reagieren (defekte GH-Rezeptoren), obwohl GH ausreichend produziert wird. Hier ist eine klassische GH-Therapie nutzlos; es muss IGF-1 substituiert werden.

  • Diagnostischer Stimulationstest: Bei Verdacht auf Wachstumshormonmangel wird oft der Insulin-Toleranz-Test (ITT) durchgeführt, um die maximale GH-Freisetzung zu testen.

  • Doping im Sport: Aufgrund der muskelaufbauenden und fettreduzierenden Wirkung steht GH auf der Dopingliste (anabole Wirkung).


 

Risiken und Herausforderungen

 

  • Überdosierung: Eine zu hohe Dosierung von GH bei der Substitutionstherapie kann zu Gelenkschmerzen, Flüssigkeitsretention (Ödeme), erhöhtem Blutzucker (Insulinresistenz) und Karpaltunnelsyndrom führen.

  • Akromegalie-Folgen: Eine unbehandelte Überproduktion führt zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, Hypertonie und dem unkontrollierten Wachstum von Akren (Hände, Füße, Nase, Kiefer), was irreversible Schäden verursacht.

  • Hohe Kosten: Die Therapie mit rekombinant hergestelltem Wachstumshormon ist sehr teuer und muss streng medizinisch indiziert sein.

  • Missbrauch: Der Einsatz von GH als Anti-Aging-Mittel bei gesunden Erwachsenen ist medizinisch umstritten und kann Risiken bergen.


 

Ähnliche Begriffe

 

  • IGF-1 (Insulin-like Growth Factor 1): Das eigentliche, von der Leber produzierte Effektorhormon, das für die meisten wachstumsfördernden Effekte des GH verantwortlich ist.

  • GHRH (Growth Hormone Releasing Hormone): Hormon aus dem Hypothalamus, das die Freisetzung von GH in der Hypophyse stimuliert.

  • Somatostatin: Hormon, das die Freisetzung von GH in der Hypophyse hemmt.

  • Pubertätshormone: Geschlechtshormone (Östrogen, Testosteron), die in der Pubertät den Wachstumsschub auslösen und später für den Verschluss der Wachstumsfugen verantwortlich sind.


 

Empfehlungen

 

  1. Genaue Diagnostik: Vor Beginn einer GH-Therapie muss der Mangel durch dynamische Funktionstests eindeutig nachgewiesen werden, um unnötige und teure Behandlungen zu vermeiden.

  2. Interdisziplinäres Team: Die Behandlung von Wachstumsstörungen bei Kindern erfordert ein Team aus Kinderärzten, Endokrinologen und Kinderpsychologen, um die Therapieadhärenz und die psychosoziale Entwicklung zu begleiten.

  3. Regelmäßiges Monitoring: Die Dosierung muss regelmäßig an das Gewicht und die IGF-1-Spiegel angepasst werden, um Überdosierung und die Entwicklung von Nebenwirkungen zu verhindern.


 

Zusammenfassung

 

Das Wachstumshormon (GH) (Somatotropin) ist ein Peptidhormon der Hypophyse, das zentral für das Wachstum und den Stoffwechsel ist, wobei die Wirkung hauptsächlich über IGF-1 vermittelt wird. Es wird zur Behandlung von Kleinwuchs bei Kindern mit GH-Mangel durch Substitutionstherapie (tägliche Injektionen) eingesetzt. Eine Überproduktion (Akromegalie) wird primär durch die chirurgische Entfernung des Hypophysentumors behandelt. Hauptrisiken der Substitution sind Ödeme und Gelenkschmerzen, während eine unbehandelte Überproduktion zu schweren kardiovaskulären Schäden führen kann.

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