English: night sweats / Español: sudores nocturnos / Português: suores noturnos / Français: sueurs nocturnes / Italiano: sudorazioni notturne
**Nachtschweiß** beschreibt übermäßiges Schwitzen während des Schlafs, das nicht durch eine zu warme Umgebung oder übermäßige Bettdecke erklärt werden kann. Dieses Symptom kann harmlos sein, aber auch auf zugrundeliegende medizinische Erkrankungen hinweisen. Eine Abklärung ist ratsam, insbesondere wenn es häufig oder intensiv auftritt.
Allgemeine Beschreibung
Nachtschweiß ist definiert als starkes, oft plötzliches Schwitzen in der Nacht, das zum Aufwachen mit nasser Kleidung oder Bettwäsche führt. Im Gegensatz zu normalem Schwitzen – etwa durch hohe Raumtemperaturen – bleibt die Ursache hier oft unklar und kann mit systemischen oder lokalen Störungen zusammenhängen. Mediziner unterscheiden zwischen primärem (idiopathischem) und sekundärem **Nachtschweiß**, wobei letzterer durch Grunderkrankungen oder Medikamente ausgelöst wird.
Häufig tritt das Symptom in Verbindung mit hormonellen Umstellungen auf, etwa während der Wechseljahre oder bei Schilddrüsenfunktionsstörungen (Hyperthyreose). Auch Infektionen wie Tuberkulose oder HIV können **Nachtschweiß** verursachen, ebenso wie maligne Erkrankungen (z. B. Lymphome). Psychische Faktoren wie Angststörungen oder Depressionen spielen ebenfalls eine Rolle. Die Diagnostik umfasst meist eine Anamnese, körperliche Untersuchung und ggf. Laboranalysen, um organische Ursachen auszuschließen.
Therapeutisch steht die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund. Bei idiopathischem **Nachtschweiß** können Verhaltensmaßnahmen (z. B. Schlafhygiene, atmungsaktive Bettwäsche) oder in schweren Fällen medikamentöse Ansätze (z. B. Anticholinergika) erwogen werden. Wichtig ist, zwischen harmlosen und pathologischen Formen zu differenzieren, um unnötige Untersuchungen zu vermeiden, aber auch ernsthafte Erkrankungen nicht zu übersehen.
Physiologische Grundlagen
Schwitzen ist ein natürlicher Prozess der Thermoregulation, gesteuert durch das sympathische Nervensystem. Nachts sinkt normalerweise die Körpertemperatur leicht ab, doch bei **Nachtschweiß** kommt es zu einer Dysregulation dieses Mechanismus. Verantwortlich hierfür sind oft Zytokine (z. B. Interleukin-1), die im Rahmen von Entzündungen oder Tumoren freigesetzt werden und das Temperaturzentrum im Hypothalamus beeinflussen.
Hormonelle Schwankungen – etwa ein Abfall des Östrogenspiegels in den Wechseljahren – können ebenfalls die Schweißproduktion steigern. Bei Männern kann ein Testosteronmangel ähnliche Symptome auslösen. Neurologische Ursachen (z. B. autonome Neuropathie bei Diabetes) stören die Signalweiterleitung zwischen Gehirn und Schweißdrüsen, was zu episodischem **Nachtschweiß** führt. Auch bestimmte Medikamente (z. B. SSRIs, Glukokortikoide) greifen in diese Prozesse ein.
Differenzialdiagnostik
Die Abklärung von **Nachtschweiß** erfordert eine systematische Herangehensweise. Zunächst werden anamnestisch Begleitsymptome wie Fieber, Gewichtsverlust oder Müdigkeit erfasst. Laboruntersuchungen umfassen oft Blutbild, Entzündungsmarker (CRP) und Schilddrüsenwerte (TSH, fT3, fT4). Bei Verdacht auf Infektionen folgen spezifische Tests (z. B. Tuberkulin-Hauttest, HIV-Serologie).
Bildgebende Verfahren (z. B. Röntgen-Thorax, Sonographie) helfen, maligne Prozesse oder Abszesse zu identifizieren. Bei unklarer Genese kann eine Schlafanalyse (Polysomnographie) sinnvoll sein, um schlafbezogene Störungen (z. B. Schlafapnoe) auszuschließen. Wichtig ist die Abgrenzung zum Sleep Hyperhidrosis Syndrome (SHS), einer seltenen idiopathischen Form mit exzessivem Schwitzen ohne organische Ursache.
Anwendungsbereiche
- Klinische Diagnostik: **Nachtschweiß** dient als Leitsymptom für eine Vielzahl von Erkrankungen, von Infektionen bis hin zu Neoplasien, und erfordert eine gezielte Anamnese.
- Schlafmedizin: In der Polysomnographie wird das Symptom dokumentiert, um schlafassoziierte Störungen (z. B. nächtliche Hypoglykämien bei Diabetes) zu erkennen.
- Onkologie: Bei Lymphomen oder Leukämien gehört **Nachtschweiß** zu den B-Symptomen (neben Fieber und Gewichtsverlust) und beeinflusst die Stadieneinteilung.
- Psychosomatik: In der Therapie von Angststörungen oder PTBS wird das Symptom als möglicher Hinweis auf nächtliche Panikattacken gewertet.
Bekannte Beispiele
- Wechseljahre: Bis zu 80 % der Frauen in der Perimenopause berichten über *Nachtschweiß**, ausgelöst durch östrogenbedingte Thermoregulationsstörungen (Quelle: *North American Menopause Society).
- Tuberkulose: Historisch als "Schwindsucht" bekannt, geht die Erkrankung oft mit nächtlichem Schwitzen einher, bedingt durch chronische Entzündungsprozesse.
- Lymphome: Bei Hodgkin-Lymphomen tritt *Nachtschweiß** in bis zu 30 % der Fälle auf und gilt als prognostisch relevantes Symptom (Quelle: *Deutsche Krebsgesellschaft).
- Medikamenteninduziert: Antidepressiva (z. B. Venlafaxin) oder Hormontherapien können als Nebenwirkung **Nachtschweiß** auslösen.
Risiken und Herausforderungen
- Fehldiagnosen: Harmloser **Nachtschweiß** (z. B. durch Alkoholkonsum) wird oft mit schweren Erkrankungen verwechselt, was zu unnötigen Untersuchungen führt.
- Schlafstörungen: Wiederholtes Aufwachen durch Schweißausbrüche kann zu chronischer Insomnie und Tagesmüdigkeit führen.
- Soziale Belastung: Betroffene schämen sich oft, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, was die Diagnose verzögert.
- Therapieresistenz: Bei idiopathischem **Nachtschweiß** sprechen nicht alle Patienten auf Standardtherapien (z. B. Clonidin) an.
Ähnliche Begriffe
- Hyperhidrose: Übermäßiges Schwitzen, das nicht auf die Nacht beschränkt ist und oft lokal (z. B. Hände, Achseln) auftritt.
- Hitzewallungen: Plötzliche Hitzeempfindungen mit Rötung, häufig in den Wechseljahren, aber nicht zwingend nachts.
- Sleep Hyperhidrosis Syndrome (SHS): Seltene, idiopathische Form mit extremem nächtlichem Schwitzen ohne organische Ursache.
- Fieber: Erhöhung der Körpertemperatur (> 38 °C), oft mit **Nachtschweiß** vergesellschaftet, aber durch Infektionen oder Entzündungen bedingt.
Zusammenfassung
Nachtschweiß* ist ein multifaktorielles Symptom, das von harmlosen Ursachen bis hin zu schweren Erkrankungen reichen kann. Eine sorgfältige Differenzialdiagnostik ist essenziell, um behandlungsbedürftige Grunderkrankungen zu identifizieren. Während hormonelle Umstellungen oder Medikamente oft im Vordergrund stehen, dürfen Infektionen, Neoplasien und neurologische Störungen nicht übersehen werden. Therapeutisch stehen kausale Ansätze im Mittelpunkt, ergänzt durch symptomatische Maßnahmen wie Schlafhygiene oder Pharmakotherapie. Bei anhaltendem *Nachtschweiß sollte immer eine ärztliche Abklärung erfolgen.
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