English: urinary tract infection (UTI) / Español: infección del tracto urinario / Português: infecção do trato urinário / Français: infection urinaire / Italiano: infezione delle vie urinarie
Eine Harnwegsinfektion (HWI) zählt zu den häufigsten bakteriellen Infektionen beim Menschen und betrifft die ableitenden Harnwege. Sie kann in verschiedenen Abschnitten des Harntrakts auftreten und führt oft zu unangenehmen Symptomen wie Schmerzen oder häufigem Harndrang. Die Behandlung erfolgt meist durch Antibiotika, wobei Präventionsmaßnahmen eine zentrale Rolle spielen.
Allgemeine Beschreibung
Eine Harnwegsinfektion entsteht, wenn Bakterien – in den meisten Fällen Escherichia coli (E. coli) – in die Harnröhre (Urethra) eindringen und sich in der Blase oder weiter aufsteigend in den Harnleitern, dem Nierenbecken oder den Nieren vermehren. Frauen sind aufgrund ihrer kürzeren Harnröhre und der anatomischen Nähe zur Analregion deutlich häufiger betroffen als Männer. Die Infektion kann sich auf verschiedene Abschnitte des Harntrakts beschränken: Während eine Zystitis (Blasenentzündung) die untere Harnwege betrifft, spricht man bei einer Beteiligung der oberen Harnwege (Nierenbecken, Nieren) von einer Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung), die schwerwiegendere Folgen haben kann.
Die Symptome einer Harnwegsinfektion variieren je nach Lokalisation und Schweregrad. Typische Anzeichen einer Zystitis sind häufiger Harndrang (Pollakisurie), Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen (Dysurie), trüber oder übelriechender Urin sowie Unterbauchschmerzen. Bei einer Pyelonephritis kommen oft Fieber, Flankenschmerzen, Übelkeit und allgemeines Krankheitsgefühl hinzu. Unbehandelt kann eine aufsteigende Infektion zu schweren Komplikationen wie Nierenabszessen oder einer Urosepsis führen, die lebensbedrohlich sein kann.
Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine Urinuntersuchung (Urinstatus und Urinkultur), bei der Leukozyten, Nitrit oder Bakterien im Urin nachgewiesen werden. Bei rezidivierenden Infektionen oder Verdacht auf anatomische Besonderheiten können weitere Untersuchungen wie eine Ultraschalluntersuchung der Nieren oder eine Zystoskopie (Blasenspiegelung) erforderlich sein. Risikofaktoren für Harnwegsinfektionen umfassen unter anderem weibliches Geschlecht, sexuelle Aktivität, Menopause, Harnabflussstörungen (z. B. durch Nierensteine oder eine vergrößerte Prostata), Katheterisierung sowie Immunschwäche.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Hauptursache für Harnwegsinfektionen ist das Aufsteigen von Bakterien aus dem Darmbereich in die Harnwege. E. coli ist für etwa 80–90 % der unkomplizierten Infektionen verantwortlich (Quelle: Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V.). Weitere Erreger können Staphylococcus saprophyticus, Klebsiella pneumoniae oder Proteus mirabilis sein. Bei komplizierten Infektionen, z. B. durch Katheter oder anatomische Veränderungen, sind oft multiresistente Keime beteiligt.
Bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko für eine Harnwegsinfektion: Anatomische Gegebenheiten wie eine kurze Harnröhre bei Frauen oder eine Prostatavergrößerung bei Männern begünstigen das Aufsteigen von Bakterien. Hormonelle Veränderungen, insbesondere während der Schwangerschaft oder nach den Wechseljahren, verändern die Schleimhautbeschaffenheit und erhöhen die Anfälligkeit. Mechanische Hindernisse wie Nierensteine oder Tumoren können den Harnabfluss behindern und so Infektionen begünstigen. Zudem spielen Verhaltensfaktoren eine Rolle: unzureichende Flüssigkeitszufuhr, falsche Intimhygiene (z. B. Wischen von hinten nach vorne) oder häufiger Geschlechtsverkehr können das Risiko steigern.
Anwendungsbereiche
- Medizinische Diagnostik: Harnwegsinfektionen werden durch Urintests (Schnelltests, Mikroskopie, Kultur) und bei Komplikationen durch bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder CT diagnostiziert.
- Therapie: Die Behandlung erfolgt primär mit Antibiotika (z. B. Fosfomycin, Nitrofurantoin oder Ciprofloxacin), wobei die Wahl vom Erreger, Resistenzlage und Schweregrad abhängt.
- Prävention: Maßnahmen wie ausreichende Flüssigkeitszufuhr (mind. 1,5–2 Liter/Tag), regelmäßiges Wasserlassen, richtige Intimhygiene und Cranberry-Produkte (mit Proanthocyanidinen) können das Risiko senken.
- Schwangerschaftsvorsorge: Schwangere werden regelmäßig auf asymptomatische Bakteriurie (Bakterien im Urin ohne Symptome) untersucht, da unbehandelte Infektionen zu Frühgeburten führen können.
Bekannte Beispiele
- Unkomplizierte Zystitis: Häufig bei jungen, gesunden Frauen auftretend, oft durch E. coli verursacht und mit kurzzeitiger Antibiotikatherapie gut behandelbar.
- Pyelonephritis in der Schwangerschaft: Erfordert stationäre Behandlung mit intravenösen Antibiotika, da sie ein Risiko für Mutter und Kind darstellt (z. B. vorzeitige Wehen).
- Katheter-assoziierte Harnwegsinfektion: Häufig im Krankenhaus erworben, oft durch multiresistente Keime wie MRGN (multiresistente gramnegative Erreger).
- Rezidivierende Harnwegsinfektionen: Definiert als ≥ 3 Infektionen/Jahr; erfordert Abklärung möglicher Ursachen (z. B. anatomische Anomalien) und langfristige Prophylaxe.
Risiken und Herausforderungen
- Antibiotikaresistenzen: Durch häufigen oder unsachgemäßen Antibiotikaeinsatz entwickeln sich zunehmend resistente Erreger (z. B. ESBL-bildende E. coli), was die Therapie erschwert.
- Aufsteigende Infektionen: Unbehandelte Blasenentzündungen können zu Nierenbeckenentzündungen oder Urosepsis führen, besonders bei Immunschwäche oder Harnabflussstörungen.
- Asymptomatische Bakteriurie: Bei bestimmten Gruppen (z. B. Schwangere, Diabetiker) kann eine Behandlung notwendig sein, obwohl keine Symptome vorliegen, um Komplikationen zu vermeiden.
- Überdiagnostik und -therapie: Falsch positive Urintests (z. B. durch Kontamination) können zu unnötigen Antibiotikagaben führen und Resistenzen fördern.
- Psychosoziale Belastung: Rezidivierende Infektionen können die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen, insbesondere durch chronische Schmerzen oder Angst vor erneuten Episoden.
Ähnliche Begriffe
- Zystitis: Entzündung der Harnblase, meist durch Bakterien verursacht und eine Form der unteren Harnwegsinfektion.
- Pyelonephritis: Entzündung des Nierenbeckens und der Niere, eine schwere Form der oberen Harnwegsinfektion mit Risiko für Nierenfunktionsstörungen.
- Urethritis: Entzündung der Harnröhre, oft durch sexuell übertragbare Erreger (z. B. Chlamydia trachomatis) oder mechanische Reizung.
- Asymptomatische Bakteriurie: Nachweis von Bakterien im Urin ohne klinische Symptome; erfordert nur in bestimmten Fällen (z. B. Schwangerschaft) eine Behandlung.
- Urosepsis: Lebensbedrohliche systemische Infektion, die von den Harnwegen ausgeht und eine intensivmedizinische Behandlung erfordert.
Zusammenfassung
Eine Harnwegsinfektion ist eine häufige, meist bakterielle Infektion der Harnwege, die von der Blase bis zu den Nieren reichen kann. Während unkomplizierte Verläufe oft gut behandelbar sind, bergen aufsteigende Infektionen oder Resistenzen erhebliche Risiken. Die Diagnose stützt sich auf Urinuntersuchungen, die Therapie erfolgt primär mit Antibiotika. Präventive Maßnahmen wie Hygiene, Flüssigkeitszufuhr und gezielte Prophylaxe bei Risikopatienten sind entscheidend, um Rezidive und Komplikationen zu vermeiden. Besonders bei Schwangeren, Diabetikern oder immungeschwächten Personen erfordert die Harnwegsinfektion eine sorgfältige Abwägung von Diagnostik und Therapie, um Langzeitfolgen zu verhindern.
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