English: Venous Disease, Español: Enfermedad venosa, Português: Doença venosa, Français: Maladie veineuse, Italiano: Malattia venosa
Venenerkrankung (medizinisch: Phlebopathie) bezeichnet im medizinischen Kontext eine Störung der Funktion oder Struktur der Venen (Blutgefäße, die das Blut zum Herzen zurückführen). Der Großteil der Venenerkrankungen betrifft die Venen der Beine, da das Blut hier gegen die Schwerkraft zum Herzen transportiert werden muss. Die häufigste und klinisch relevanteste Ursache ist eine chronische venöse Insuffizienz (CVI), bei der die Venenklappen beschädigt sind und den Rückfluss des Blutes nicht mehr verhindern können.
Allgemeine Beschreibung
Die Venen funktionieren in den Beinen nach einem einfachen Prinzip: Die Venenklappen verhindern, dass das Blut aufgrund der Schwerkraft nach unten sackt, während die Muskelpumpe (insbesondere die Wadenmuskulatur) das Blut bei Bewegung nach oben drückt.
Bei einer Venenerkrankung ist dieser Mechanismus gestört:
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Klappendefekt: Die Venenklappen schließen nicht mehr vollständig.
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Rückfluss (Reflux): Das Blut staut sich in den Venen an (venöse Hypertonie).
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Folgen: Dies führt zu einer Überdehnung der Gefäßwände, Wassereinlagerungen (Ödeme) im Gewebe und langfristig zu Haut- und Gewebeschäden.
Anwendungsbereiche
Venenerkrankungen fallen in das medizinische Fachgebiet der Phlebologie und sind ein häufiges Leiden in der Allgemeinmedizin und Gefäßchirurgie.
| Bereich | Betroffene Dinge (Fokus der Störung) | Primärproblem |
| Phlebologie | Chronische venöse Insuffizienz (CVI) | Funktionsstörung der Venenklappen in den Beinvenen. |
| Gefäßchirurgie | Tiefe Venenthrombose (TVT) | Bildung eines Blutgerinnsels in einer tiefen Vene, das den Blutfluss blockiert. |
| Dermatologie | Ulcus cruris venosum (Offenes Bein) | Spätstadium der CVI mit chronischen Wundheilungsstörungen. |
| Internistische Medizin | Lungenembolie | Ablösung eines Gerinnsels aus einer tiefen Vene (meist Bein) und Verschluss einer Lungenarterie. |
Spezielles: Behandlung und Heilung
Venenerkrankungen, insbesondere die chronische venöse Insuffizienz, sind in der Regel nicht im Sinne einer Ursachenbeseitigung heilbar. Die Therapie ist darauf ausgerichtet, Symptome zu lindern, das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern und die schwerwiegenden Komplikationen (wie Thrombose, Ulkus) zu vermeiden.
Therapien und Empfehlungen zur Symptomkontrolle (CVI):
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Kompressionstherapie: Dies ist die Basistherapie und die wichtigste konservative Maßnahme. Kompressionsstrümpfe oder -verbände drücken von außen auf die Venen, verbessern den Klappenschluss und unterstützen die Muskelpumpe, wodurch Ödeme und Stauungen reduziert werden.
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Bewegung: Regelmäßige Aktivierung der Muskelpumpe (z.B. Gehen, Wassertreten, Radfahren) fördert den Rückfluss des Blutes.
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Medikamente: Venenmittel (Venotonika) können begleitend eingesetzt werden, um die Dichtigkeit der Gefäßwände zu verbessern und Schwellungen zu reduzieren.
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Chirurgische/Interventionelle Therapie: Verfahren, um insuffiziente Venen zu beseitigen:
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Stripping: Chirurgische Entfernung der defekten Vene.
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Endovenöse Verfahren (z.B. Laser, Radiofrequenz): Verschluss der defekten Vene von innen durch Hitze oder Verödung (Sklerosierung).
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Behandlung der Komplikation Tiefe Venenthrombose (TVT):
Die TVT wird primär mit Blutverdünnern (Antikoagulantien) behandelt, um das Gerinnsel am Wachsen zu hindern und eine lebensgefährliche Lungenembolie zu verhindern.
Bekannte Beispiele
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Varizen (Krampfadern): Sichtbar erweiterte, geschlängelte oberflächliche Venen, die ein häufiges Zeichen einer CVI sind.
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Besenreiser: Die kleinste Form der Venenerkrankung, feine, rote oder blaue Äderchen in der Haut, die meist ein kosmetisches Problem darstellen.
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Postthrombotisches Syndrom (PTS): Eine Spätfolge einer tiefen Venenthrombose, bei der die geschädigte Vene und ihre Klappen dauerhaft funktionsuntüchtig bleiben.
Risiken und Herausforderungen
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Lungenembolie: Das größte akute Risiko einer tiefen Venenthrombose. Das Gerinnsel kann sich lösen und die Lunge erreichen.
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Ulcus cruris venosum: Chronische Wunden an den Unterschenkeln, die nur schwer heilen und die Lebensqualität stark einschränken (Spätstadium der CVI).
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Progression: Unbehandelte CVI ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung. Ohne konsequente Kompression verschlechtert sich der Zustand der Venen im Laufe der Jahre.
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Ästhetische Bedenken: Viele Betroffene sehen Krampfadern primär als kosmetisches Problem, wodurch die notwendige medizinische Abklärung und Behandlung verzögert wird.
Ähnliche Begriffe
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Arterienerkrankung: Störungen, die die Arterien (Gefäße, die Blut vom Herzen wegführen) betreffen, z.B. die arterielle Verschlusskrankheit (pAVK).
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Venöse Hypertonie: Der erhöhte Druck in den Beinvenen durch den Rückfluss des Blutes.
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Thrombophlebitis: Eine Entzündung einer oberflächlichen Vene, meist mit lokaler Gerinnselbildung.
Zusammenfassung
Venenerkrankung ist eine Störung der Funktion oder Struktur der Venen, primär der Beinvenen, oft verursacht durch defekte Venenklappen (CVI). Die Heilung der zugrundeliegenden chronischen Insuffizienz ist meist nicht möglich, aber die Symptomkontrolle ist essenziell. Die Basistherapie ist die Kompressionstherapie (Strümpfe), ergänzt durch Bewegung und ggf. chirurgische Verfahren zum Verschluss defekter Venen. Das größte akute Risiko ist die tiefe Venenthrombose und die daraus resultierende Lungenembolie.
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