English: Perfusion, Español: Perfusión, Português: Perfusão, Français: Perfusion, Italiano: Perfusione

Perfusion bezeichnet im medizinischen Kontext die Durchblutung eines Organs, eines Gewebes oder eines Körperteils. Es ist der lebenswichtige Prozess, bei dem das Blut (Träger) über die Arterien in die Kapillargefäße eines Gewebes gelangt, dort den Austausch von Sauerstoff, Nährstoffen und Hormonen gegen Kohlendioxid und Stoffwechselabfälle ermöglicht und anschließend über die Venen abfließt. Eine ausreichende Perfusion ist gleichbedeutend mit einer ausreichenden Versorgung des Gewebes.


 

Allgemeine Beschreibung

 

Die Perfusion ist ein Maß für die Funktionsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems und die lokale Mikrozirkulation. Sie wird von mehreren Faktoren beeinflusst:

  1. Systemischer Blutdruck (Antrieb): Der Druck, mit dem das Herz das Blut in den Kreislauf pumpt.

  2. Gefäßwiderstand (Regulierung): Die Fähigkeit der kleinen Arterien (Arteriolen), sich zu erweitern (Vasodilatation) oder zu verengen (Vasokonstriktion), um den Blutfluss lokal zu steuern.

  3. Kapillardichte: Die Anzahl der funktionierenden Kapillaren im Gewebe.

Eine gestörte Perfusion (Minderperfusion oder Ischämie) ist lebensbedrohlich, da das betroffene Gewebe keinen Sauerstoff mehr erhält, was zu einem schnellen Zelltod führt.


 

Anwendungsbereiche

 

Die Überprüfung der Perfusion ist ein fundamentaler diagnostischer Schritt in der Notfall- und Intensivmedizin sowie in der Kardiologie und Chirurgie.

Bereich Betroffene Dinge (Fokus) Relevanz der Perfusion
Kardiologie Herzinfarkt, Kardiogener Schock Beurteilung der Durchblutung des Herzmuskels und des gesamten Körpers.
Notfallmedizin Trauma, Sepsis, Verbrennungen Überprüfung der peripheren Perfusion (Haut, Extremitäten) als Indikator für den Schockzustand.
Transplantationsmedizin Organe (Lunge, Niere, Herz) Kühlung und Konservierung von Spenderorganen mittels spezieller Perfusionslösungen.
Radiologie Gehirn (Schlaganfall) Bildgebende Darstellung, welche Bereiche des Gehirns noch durchblutet werden (Penumbra).

 

Spezielles: Behandlung und Heilung

 

Die Behandlung der Perfusion zielt darauf ab, die Blutzufuhr zum betroffenen Organ wiederherzustellen oder das Herz-Kreislauf-System zu stabilisieren. Die Heilung hängt davon ab, ob der Gewebeschaden durch die Minderperfusion rechtzeitig abgewendet werden kann.

Therapien zur Wiederherstellung der Perfusion:

  1. Volumenersatz: Bei Schockzuständen (z.B. Blutverlust) erfolgt die schnelle Zufuhr von Infusionslösungen oder Bluttransfusionen, um den systemischen Blutdruck (Perfusionsdruck) wieder zu erhöhen.

  2. Reperfusionstherapie: Bei Gefäßverschluss (z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall) muss das verstopfte Gefäß geöffnet werden, um das Gewebe wieder zu durchbluten.

    • Beispiel: Lyse-Therapie (medikamentöse Auflösung des Gerinnsels).

    • Beispiel: Katheterintervention (Stent-Implantation bei Herzinfarkt).

  3. Vasopressoren: Medikamente (z.B. Noradrenalin), die die Blutgefäße verengen, um den Blutdruck bei septischem Schock anzuheben.

  4. Chirurgische Revaskularisierung: Wiederherstellung der Durchblutung durch eine Bypass-Operation (z.B. bei chronischer peripherer arterieller Verschlusskrankheit).

Heilung: Ist die Ischämie (Minderperfusion) nur von kurzer Dauer (Minuten bis wenige Stunden), kann eine erfolgreiche Reperfusion das Gewebe retten und die Funktion wiederherstellen (Heilung). Bei zu langer Ischämie kommt es jedoch zum irreversiblen Infarkt (Zelltod), und die Funktion ist dauerhaft verloren.


 

Medienpräsenz (Oktober 2025)

 

Der Begriff 'Perfusion' gelangte im Oktober 2025 verstärkt in die Medien im Zusammenhang mit Durchbrüchen in der Organkonservierung und Transplantation. Mehrere Forschungsteams berichteten über Erfolge beim Einsatz der sogenannten Normothermen Perfusion.

  • Worum es geht: Anstatt Spenderorgane (insbesondere Lunge und Herz) lediglich in einer kalten Lösung zu lagern, werden sie bei dieser Methode außerhalb des Körpers an eine Perfusionsmaschine angeschlossen. Die Maschine pumpt eine körperwarme (normotherme) blutähnliche Lösung durch das Organ.

  • Vorteil: Durch die Perfusion bei Körpertemperatur kann die Funktionalität und Vitalität des Organs vor der Transplantation genauer überprüft und die Konservierungszeit verlängert werden. Dies ermöglicht eine bessere logistische Planung, verbessert die Qualität des Spenderorgans und senkt damit das Risiko eines Transplantatversagens. Die Berichterstattung betonte, dass diese Technik die Zahl erfolgreicher Transplantationen signifikant erhöhen könnte.


 

Bekannte Beispiele

 

  • Lungenperfusion: In der Nuklearmedizin wird die Szintigraphie zur Messung der Lungenperfusion verwendet, um festzustellen, ob alle Lungenabschnitte adäquat durchblutet sind (wichtig bei Lungenembolie).

  • Kreatinin und Harnstoff: Diese Stoffwechselprodukte sind Indikatoren dafür, dass die Nieren unzureichend perfundiert und dadurch in ihrer Filterfunktion gestört sind (akutes Nierenversagen).

  • Rekapillarisierungszeit (Kapillarfüllungszeit): Ein einfacher klinischer Test in der Notfallmedizin, bei dem auf einen Fingernagel gedrückt wird. Die Zeit, die das Gewebe benötigt, um wieder rosa zu werden, ist ein schneller Indikator für die periphere Perfusion.


 

Risiken und Herausforderungen

 

  • Reperfusionsschaden: Wenn ein Organ nach langer Ischämie (Minderperfusion) wieder durchblutet wird, kann dies paradoxerweise zu einer zusätzlichen Schädigung des Gewebes führen, ausgelöst durch freie Radikale und Entzündungsreaktionen.

  • Schwierige Messung: Die Perfusion in tief liegenden Organen (z.B. Darm, Niere) ist schwer direkt zu messen. Ärzte müssen sich oft auf indirekte Indikatoren (wie Blutdruck und Urinausscheidung) verlassen, was die Früherkennung einer Minderperfusion erschwert.

  • Mikrozirkulationsstörungen: Bei Sepsis ist oft nicht der systemische Druck das Problem, sondern eine Störung auf Kapillarebene (Mikrozirkulation), die durch gängige Medikamente (Vasopressoren) kaum zu beheben ist.


 

Ähnliche Begriffe

 

  • Ischämie: Ein Zustand der Minderperfusion, der durch eine unzureichende Blutzufuhr gekennzeichnet ist.

  • Hypoxie: Ein Zustand, in dem dem Gewebe oder dem gesamten Körper zu wenig Sauerstoff zur Verfügung steht (häufige Folge einer Ischämie).

  • Infarkt: Der irreversible Gewebetod (Nekrose), der durch eine langanhaltende Ischämie (Minderperfusion) verursacht wird.

  • Hämodynamik: Die Lehre von den Gesetzen der Blutbewegung und des Blutkreislaufs (System, das die Perfusion antreibt).


 

Empfehlungen

 

  1. Monitoring: Auf Intensivstationen sollten kontinuierliche Methoden zur Perfusionseinschätzung (z.B. Messung des Laktatspiegels als Indikator für Sauerstoffmangel) genutzt werden.

  2. Schockfrüherkennung: Bei allen kritisch kranken Patienten ist die frühzeitige Erkennung von Schockzuständen mittels einfacher klinischer Parameter (Hautfarbe, Kapillarfüllungszeit, Bewusstsein) entscheidend, um die Perfusion umgehend zu stabilisieren.

  3. "Golden Hour": Bei akutem Organverschluss (Schlaganfall, Herzinfarkt) muss der Patient innerhalb der ersten "goldenen Stunde" eine Reperfusionstherapie erhalten, um die Überlebenswahrscheinlichkeit des Gewebes zu maximieren.


 

Zusammenfassung

 

Perfusion ist die lebenswichtige Durchblutung eines Gewebes, die den Austausch von Sauerstoff und Nährstoffen gewährleistet. Eine Minderperfusion (Ischämie) führt schnell zu Zelltod (Infarkt). Die Behandlung zielt auf die Wiederherstellung des systemischen Blutdrucks (Volumenersatz) und die Öffnung verstopfter Gefäße (Reperfusionstherapie) ab. Im Oktober 2025 erlangte der Begriff mediale Aufmerksamkeit durch die Erfolge der Normothermen Perfusion zur besseren Organkonservierung bei Transplantationen. Hauptrisiken sind der Reperfusionsschaden und die schwierige Messbarkeit der Mikrozirkulation.

--