English: Intestinal obstruction / Español: Obstrucción intestinal / Português: Obstrução intestinal / Français: Occlusion intestinale / Italiano: Ostruzione intestinale

Eine Darmobstruktion (auch Darmverschluss genannt) ist ein lebensbedrohlicher Zustand, bei dem der Darminhalt nicht mehr passieren kann. Sie erfordert eine rasche medizinische Diagnostik und Therapie, da unbehandelt schwere Komplikationen wie Gewebeuntergang oder Sepsis drohen. Die Ursachen reichen von mechanischen Hindernissen bis zu funktionellen Störungen der Darmperistaltik.

Allgemeine Beschreibung

Die Darmobstruktion bezeichnet eine vollständige oder teilweise Blockade des Darmlumens, die den Transport von Nahrung, Flüssigkeiten und Gasen unterbricht. Sie kann akut oder chronisch verlaufen und betrifft sowohl den Dünndarm (häufiger) als auch den Dickdarm. Mechanische Ursachen wie Verwachsungen (Briden), Tumoren oder Fremdkörper sind für etwa 80 % der Fälle verantwortlich, während funktionelle Störungen (z. B. paralytischer Ileus) die restlichen 20 % ausmachen (Quelle: S3-Leitlinie Darmverschluss, 2021).

Klinisch äußert sich der Zustand durch klassische Symptome wie kolikartige Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen (bei hohem Verschluss oft gallig) und Stuhlverhalt. Bei fortschreitender Obstruktion drohen Dehydratation, Elektrolytentgleisungen und – im Extremfall – eine Darmperforation mit Peritonitis. Die Diagnose erfolgt primär durch körperliche Untersuchung, Röntgen-Abdomen (Nachweis von Spiegeln) und ggf. Computertomographie (CT) zur Lokalisation der Blockade.

Therapeutisch steht die Stabilisierung des Patienten (Infusionstherapie, Magensonde) im Vordergrund, gefolgt von der Ursachenbeseitigung – oft operativ. Konservative Maßnahmen (z. B. bei inkompletter Obstruktion) umfassen Darmrohr, Prokinetika oder endoskopische Dekompression. Die Prognose hängt von der Ursache, der Dauer der Obstruktion und dem Vorliegen von Komplikationen ab.

Pathophysiologie

Bei einer mechanischen Darmobstruktion führt das Hindernis zu einer Aufstauung von Darminhalt proximal der Blockade. Dies löst eine verstärkte Peristaltik aus (Hyperperistaltik), die sich klinisch als kolikartige Schmerzen manifestiert. Mit fortschreitender Distension des Darms kommt es zur venösen Stauung, Ödembildung und schließlich zur Minderperfusion der Darmwand – ein Risikofaktor für Nekrosen und Perforationen.

Im Gegensatz dazu ist der paralytische Ileus (funktionelle Obstruktion) durch eine Lähmung der Darmmuskulatur gekennzeichnet, z. B. nach Bauchoperationen, bei Elektrolytstörungen (v. a. Hypokaliämie) oder im Rahmen einer Peritonitis. Hier fehlen die kolikartigen Schmerzen; stattdessen dominieren diffuse Bauchschmerzen und ein „totenstilles" Abdomen bei der Auskultation.

Anwendungsbereiche

  • Notfallmedizin: Die Darmobstruktion ist ein häufiger Grund für akute Bauchschmerzen in der Notaufnahme und erfordert eine interdisziplinäre Abklärung (Chirurgie, Gastroenterologie, Radiologie).
  • Chirurgie: Operative Eingriffe (z. B. Adhäsiolyse bei Bridensyndrom, Tumorresektion) sind oft unvermeidbar, besonders bei kompletter Obstruktion oder Peritonitiszeichen.
  • Gastroenterologie: Endoskopische Verfahren (z. B. Stenteinlage bei malignen Stenosen) können bei selektierten Patienten eine Alternative zur Operation darstellen.
  • Pädiatrie: Bei Kindern sind Invaginationen, Mekoniumileus (bei Mukoviszidose) oder angeborene Fehlbildungen (z. B. Atresien) typische Ursachen.

Bekannte Beispiele

  • Bridensyndrom: Verwachsungen nach Voroperationen (z. B. Appendektomie) führen zu strangförmigen Verengungen, die den Darm einklemmen können.
  • Tumorbedingte Stenosen: Kolorektale Karzinome oder Metastasen können das Darmlumen einengen, besonders im Sigma oder Rektum.
  • Gallensteinileus: Ein großer Gallenstein perforiert die Gallenblase, wandert in den Darm und verursacht einen mechanischen Verschluss (meist im terminalen Ileum).
  • Volvulus: Eine Drehung des Darms um seine Achse (z. B. Sigmavolvulus) führt zu einer akuten Obstruktion mit hohem Ischämierisiko.

Risiken und Herausforderungen

  • Spätdiagnose: Bei atypischen Symptomen (z. B. bei älteren Patienten) oder verzögerter Bildgebung kann die Obstruktion erst im Stadium der Perforation erkannt werden.
  • Rezidive: Nach konservativer Therapie (z. B. bei Bridensyndrom) liegt die Rezidivrate bei bis zu 30 % (Quelle: World Journal of Surgery, 2019).
  • Postoperative Komplikationen: Nach Adhäsiolyse oder Resektion drohen Anastomoseninsuffizienzen, Narbenhernien oder chronische Schmerzsyndrome.
  • Multimorbidität: Bei Patienten mit Vorerkrankungen (z. B. Herzinsuffizienz) erhöht sich das Risiko für Komplikationen unter Narkose oder Flüssigkeitstherapie.

Ähnliche Begriffe

  • Subileus: Inkomplette Darmobstruktion mit noch vorhandener (eingeschränkter) Passage, oft mit intermittierenden Symptomen.
  • Pseudoobstruktion (Ogilvie-Syndrom): Funktionelle Dilatation des Kolons ohne mechanisches Hindernis, häufig bei schwer kranken Patienten (z. B. auf Intensivstationen).
  • Invagination: Einstülpung eines Darmabschnitts in den folgenden (v. a. bei Kindern), führt zu Obstruktion und Ischämie.
  • Ileus: Oberbegriff für jeden Darmverschluss; wird unterteilt in mechanischen Ileus (Obstruktion) und paralytischen Ileus (Lähmung).

Zusammenfassung

Die Darmobstruktion ist ein akut lebensbedrohliches Krankheitsbild mit vielfältigen Ursachen, das eine schnelle Diagnostik und Therapie erfordert. Während mechanische Hindernisse wie Bridensyndrome oder Tumoren dominieren, spielen auch funktionelle Störungen (paralytischer Ileus) eine Rolle. Die Behandlung reicht von konservativen Maßnahmen bis zu notfallmäßigen Operationen, wobei die Prognose von der frühzeitigen Intervention abhängt. Besonders riskant sind Spätdiagnosen, Rezidive und postoperative Komplikationen. Differenzialdiagnostisch müssen ähnliche Zustände wie Subileus oder Pseudoobstruktion abgegrenzt werden.

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