Aspirin ist der Markenname der Firma Bayer AG für den Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS). Aspirin ist ein schmerzlinderndes aber auch blutverdünnendes Heilmittel.

Zahnschmerzen, Kopfweh, Rheuma, Gelenkschmerzen, Herzinfarkt, Schlaganfall, diese und viele weitere Beschwerden und Erkrankungen lassen sich wirksam behandeln. Und das bereits seit 125 Jahren durch Acetylsalicylsäure, kurz ASS genannt. 1897 gelingt es dem Chemiker Dr. Felix Hoffmann in den Bayer-Laboren in Wuppertal erstmals, die Acetylsalicylsäure in chemisch reiner und haltbarer Form zu synthetisieren. 1899 wird ASS unter dem Handelsnamen Aspirin in das Handelsregister eingetragen. Zunächst kommt es als Pulver auf den Markt, das von den Apotheken in kleinen Papiertütchen an die Patienten abgegeben wird. Ein Jahr später ist es in Tablettenform erhältlich. Seit langem ist ASS das weltweit am weitesten eingesetzte Schmerzmittel. 1969 flog eine Schachtel ASS an Bord der Raumfähre Apollo 11 zum Mond. 1977 stellte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihre "Liste der unentbehrlichen Arzneimittel" vor, in der ASS als Schmerzmittel aufgeführt ist.

Was sich so beeindruckend anhört, begann anfangs aber nicht gerade ermutigend. 1894 trat Felix Hoffmann nach seinem Studium bei Bayer in das wissenschaftliche Labor ein. Seine Aufgabe war es, neue Arzneimittel zu entwickeln. Hoffmanns Vorgesetzter Arthur Eichengrün gab den Auftrag, verbesserte fiebersenkende Mittel zu entwickeln. Hoffmanns Vater soll unter verschiedenen Beschwerden gelitten haben, die er mit Salicylsäure behandelt hat. Aber der Wirkstoff erzeugt Brechreiz und greift die Magenschleimhaut an. 1897 entdeckte Hoffmann im Labor, dass Salicylsäure wesentlich verträglicher ist, wenn sie mit Essigsäure kombiniert wird. Doch Hoffmanns und Eichengrüns Medikament scheiterte an der pharmakologischen Prüfstelle von Bayer, in der Heinrich Dreser die Produkte testete. Dreser meinte, dass ASS giftig fürs Herz sei und sagte: "Das ist ein Flop, das können wir vergessen, ab in die Tonne". Die beiden Pharmazeuten ließen sich aber nicht beirren und forschten weiter. Am Ende schrieb Dreser die pharmakologische Arbeit über Aspirin und bekam die Tantieme für das neue Präparat. Arthur Eichengrün und Felix Hoffmann bekamen nichts. Hoffmann scheute die Öffentlichkeit und lebte bis zu seinem Tod 1946 zurückgezogen in der Schweiz.

ASS lindert Schmerzen, senkt Fieber und hat entzündungshemmende Eigenschaften. Bei Migräne ist sie wahrscheinlich genauso wirksam wie die Triptane (gefäßverengende, entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkstoffe). In vielen europäischen Ländern wird es intravenös zur Behandlung des Status migränosus (über mehrere Tage - mindestens 72 Stunden - anhaltende Migräne) oder akuter Migräneattacken durch den Notarzt oder den hausärztlichen Notdienst eingesetzt. ASS ist übrigens auch in einer Dosis von 300 mg zur Vorbeugung von Migräne am Tag wirksam. Und wer schon mal bei einer Feier "zu tief ins Glas geguckt hat", hat am nächsten Morgen vermutlich die lindernde Wirkung von ASS zu schätzen gewusst.

In den 1930er Jahren ist in den USA einem Zahnarzt im Mississippi-Gebiet aufgefallen, dass Menschen, die ASS wegen Gelenkschmerzen einnehmen, besonders stark geblutet haben, wenn er ihnen Zähne zog. Er befragte diese Patienten, ob sie jemals Blutungskomplikationen hatten oder ob andere Ereignisse aufgetreten waren. Dabei fiel ihm auf, dass Menschen, die regelmäßig ASS nahmen, offenbar keine oder relativ selten Herzinfarkte hatten.

Doch es hat dann bis zur Mitte der 1970er Jahre gedauert, bis wirklich klar war, dass ASS die Funktion von Thrombozyten hemmt und möglicherweise in der Sekundärprävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wirksam ist. Thrombozyten oder Blutplättchen sind die kleinsten Zellen des Blutes. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung, indem sie sich bei der Verletzung eines Blutgefäßes an das umliegende Gewebe anheften oder aneinander heften, sodass die Verletzung verschlossen wird. Zusätzlich setzen sie dabei gerinnungsfördernde Stoffe frei.

1974 konnte in einer Studie gezeigt werden, dass ASS in der Sekundärprävention nach Herzinfarkt die Häufigkeit von vaskulären Ereignissen (erneuter Herzinfarkt, Schlaganfall etc.) reduziert. Ab 1980 wurde ASS in den USA und Europa zur Sekundärprävention des Schlaganfalls und 1985 zur Sekundärprävention des Herzinfarkts zugelassen. Fast 50 Jahre lang wurde ASS flächendeckend auch zur Primärprävention von vaskulären Ereignissen eingesetzt. In der Zwischenzeit haben jedoch mehrere Studien gezeigt, dass ASS in der Primärprävention nicht wirklich wirksam ist und lediglich das Blutungsrisiko erhöht. In der Sekundärprävention dagegen ist ASS eindeutig wirksam beim Schlaganfall. Die frühe Verabreichung direkt nach einer vorübergehenden Störung der Durchblutung im Gehirn (TIA - transitorische ischämische Attacke) und nach Hirninfarkt reduziert das Rückfallrisiko in den ersten vier Wochen um die Hälfte und in der Langzeittherapie um 20 Prozent.

ASS kann als Tablette oder Brausetablette eingenommen werden, nach Möglichkeit nicht auf nüchternen Magen, damit es besser vertragen wird. Die Wirkung setzt normalerweise nach etwa 10 bis 30 Minuten ein. ASS soll - wie andere rezeptfreie Schmerzmittel - auch nicht länger als drei bis vier Tage verabreicht werden, es sei denn, der Arzt hat ausdrücklich etwas anderes empfohlen. Wiederholt auftretende Schmerzen sollten unbedingt vom Arzt abgeklärt werden. Falls Sie an mehr als zehn Tagen im Monat Schmerzen haben, die die Einnahme von ASS nötig machen, sollten Sie unbedingt Ihren Arzt aufsuchen. Zu häufig angewandt, kann ASS sogar Kopfschmerzen verursachen! Patienten, die ASS als blutgerinnungshemmendes Mittel dauerhaft einnehmen, müssen vor einer OP frühzeitig ihren Arzt oder das Krankenhaus darauf hinweisen. Das gilt auch für kleine Eingriffe wie etwa beim Zahnarzt. Da ASS das Blut dünnflüssiger macht, kann das bei Operationen zu Problemen führen.

Der obige Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose.

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